Mittwoch, 8. September 2010

2. und 3. Woche in Sydney:

In der zweiten und dritten Woche in Sydney war unser Sprachkurs mit Unterkunft in einer Homestayfamily. Das hatten wir kurzfristig gebucht und bekamen die Bestätigung erst kurz vor Beginn. Einzug in unsere Familie war am Samstag. Also riefen wir morgens unsere Gastmutter Jill an, um ihr mitzuteilen, wann wir bei ihr eintreffen würden. Diese war total geschockt und sagte nur: „Gosh, I have mixed.“ (Gosh ist wie damn; beides aber eher harmlos; hier hört man auf der Straße eher shit und f…)

Toll, sie hatte uns erst einen Tag später erwartet und war überhaupt nicht vorbereitet. Dennoch durften wir abends anreisen. Was gar nicht so einfach war. Wir hatten uns im Vorfeld erkundigt, bei welchem Bahnhof wir aussteigen mussten und uns auch eine Karte im Hotel ausdrucken lassen (leider standen dort nur große Straßen drauf). Wir also am Bahnhof angekommen, mit 2 großen beladenen Rucksäcken, unserem kleinen Trolli und Seppi noch mit seinem Stadtrucksack und wussten trotzdem nicht so richtig wohin. Wir wurden sofort von einem Teen angesprochen, wo wir hin wollten und ob er helfen könnte (echt nett, gibt es bei uns eher nicht). Wir sind seinen Anweisungen auch gefolgt, aber irgendwie mussten wir eine Straße übersehen haben. Gott sei Dank war Rettung in Sicht. Es kam uns ein Pärchen in unserem Alter entgegen, die wir um Rat fragten. Leider wussten diese zwei auch nicht, wo wir wirklich hin mussten. Was dann passierte war für uns echt unglaublich. Der Mann holte sein Handy raus und rief einen Freund an, der wiederum nach unserer Straße googlete und ihm den Weg erklärte. Bis hier hin schon ein feiner Zug, aber es wurde noch besser. Die zwei haben uns dann bis zur Haustüre gebracht, obwohl es nicht auf ihrem Weg lag und auch noch ein Stückchen entfernt lag. Echt Hut ab, kennen wir leider nicht aus Deutschland. Die Unterkunft für die nächsten 2 Wochen lag in dem Viertel Crows Nest. Eigentlich ein nettes Viertel und nur 4 Stationen mit dem Zug vom Zentrum entfernt. Beeindruckend ist wirklich, dass wir hier in einer Millionenstadt leben und eigentlich nur im Zentrum einige Hochhäuser stehen. Crows Nest bestand fast nur aus kleinen, niedlichen Häusern. Vielleicht ähnlich wie in England. Fleißig besuchten wir nun 2 Wochen die Schule. Sehr interessant war es auf die verschiedenen Nationalitäten zu treffen. Es waren einige Europäer, einige Südamerikaner und Asiaten dort. Eigentlich gleichmäßig aufgeteilt. Wobei man muss uns deutsche ja echt loben, wir sprechen wohl das beste Englisch und werden alle sehr hoch eingestuft. Die meisten Südamerikaner und vor allem Asiaten werden weit unten eingestuft. Dort hat Desi auch ihren speziellen Freund Andrew getroffen.

Andrew isst gerne Hund und möchte Koala probieren. (Gott sei Dank ist das hier beides illegal). Von nun an war ihre Hauptaufgabe Andrew zu bekehren. Immerhin hat er jetzt schon einmal Nutella für sich entdeckt.


Bei unserer Gastfamilie haben wir nicht so viel erlebt. Jill lebt prinzipiell alleine. Sie hat ein Zimmer an eine Studentin oder Arbeitslose (haben wir noch nicht so richtig verstanden) vermietet. Diese ist aber fast nie da. Und Jill naja, wie sollen wir sagen, haben wir kaum gesehen. Sie geht ins Bett, da sind wir noch nicht aus der Schule zurück (das ist meistens so gegen 18 Uhr) und sie steht auf??? Keine Ahnung, da wir nämlich schon in der Schule sind (gehen so gegen 8.50 Uhr aus dem Haus). Also ist der Sinn und Zweck einer Gastfamilie leider verfehlt. Haben dort nicht so viel englisch reden können. Aber wenn wir Sie gesehen haben, war Sie schon sehr nett. Hat sich halt eher auf das Wochenende beschränkt.

Langsam mussten wir uns auch Gedanken machen wie unsere Zukunft hier unten so weitergehen sollte. Sydney gefiel uns super gut, aber wollten wir hier länger bleiben? Werden wir hier Arbeit finden? Wird es woanders besser sein? Wollen wir ein ganzes Jahr nur reisen und nebenher ein paar Gelegenheitsjobs machen? Jede Nacht eine andere Unterkunft? Oder doch lieber ein Camper ohne Dusche und Toilette?

Entscheidung ist gefallen. Und zwar für Sydney. Wir Dorfkinder fühlen sich hier in der großen Stadt eigentlich Pudelwohl und möchten dieses Leben hier erst einmal weiter genießen. Und es schaffen vielleicht einen vernünftigen Job für längere Zeit zu bekommen (macht sich für den Lebenslauf immer gut) und eine eigene Wohnung. Man wir wollten schon immer einmal in einer Großstadt leben (okay, eher Desi).

Also machten wir uns aktiv neben (teilweise auch während) der Schule auf Wohnungssuche. Auch dabei kann man in Australien viel erleben und auch wieder viel Neues dazu lernen. Voraussetzung für die Wohnung: Sie muss möbliert sein und zentral liegen. Das war gar nicht so einfach. Die Wohnungspreise sind hier horrend, sie liegen zwischen 350-450 $ für ein 1 Zimmer Appartement (leider pro Woche). Unsere erste Besichtigung war der pure Horror, 30 Leute schauten sich mit uns diese Wohnung an (oder eher ein vielleicht 15qm Loch). Sie lag im Central Business District, aber das war nicht das schlimme. Als ich das Zimmer sah waren meine ersten Worte: „Desi pack hier bloß nichts an!!!“, im englischen würde ich diese Wohnung wohl als „very shabby“ (von da Desi’s Lieblingswort) bezeichnen. Das Klo war so was von vollge…… Das da überhaupt jemand gewohnt hat. Kennt man höchstens aus dem TV. Ab da wurde es aber Gott sei dank besser. Die nächsten Wohnungen waren dann größer aber trotzdem irgendwie nicht unser Fall, viel zu alt. Am Donnerstag dann hatten wir endlich unsere Traumwohnung gefunden, schlappe 400 Bugs die Woche. Ein voll eingerichtetes kleines 35qm Appartement. Und das Beste: mit Blick auf den Hafen und das Meer. Na seid ihr jetzt neidisch????

Echt klasse Ausblick. Aber noch war sie nicht uns, erst mussten wir einmal einen Antrag stellen, die sind hier was Mietobjekte angeht sehr genau. Was die alles wissen wollten, echt der Wahnsinn. Also Seitenweise ausfüllen und dann haben wir echt gebangt, da es angeblich noch einen weiteren Bewerber gab. Und naja, wir sind Ausländer und bis dahin ohne Job. Aber während der Schulzeit kam freitags Morgen der erlösende Anruf. Wir haben das Apartment. Am Samstag konnten wir nach unserem Abschied bei der Gastmutter dann direkt einziehen.

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